1914 : Feldzugbrief eines Colmarer Soldaten

„Liebe Eltern ! Teile Euch mit, dass ich Eure zwei Pakete erhalten habe, wofür ich Euch herzlich danke. Ich habe Euch vor 14 Tagen 20 Mark geschickt. Es scheint, dass Ihr es noch nicht erhalten habt. Warum habt Ihr mir meine Unterjacke nicht geschickt, die in F…. hatte, die hat mir so gut warm gegeben ; sie ist mir so weit. Im Krieg hat man nämlich immer die besseren Sachen. Ihr habt vielleicht gedacht, wenn ich falle, so ist die Unterjacke verloren. Ich habe eine Leibbinde aus Flanelle, 2 Meter lang, die habe ich als Liebesgabe erhalten ; außerdem noch ein Hemd, ein Paar Unterhosen und ein Paar Chosetten. Ihr braucht mir einstweilen keine Wäsche zu schicken. Wir können jetzt auch Sachen kaufen, der Markanter-Wagen kommt jede Woche aus ……. aber da gibt es nicht viel zu kaufen, denn bei so vielen Leuten bekommt jeder nur einen kleine Teil.

Wenn Ihr mir wieder Pakete schickt, so sendet hauptsächlich Schokolade, denn hier hat man sie meistens wegen des unregelmäßigen Essens nötig. Die Schokolade, die Ihr geschickt habt, ist sehr gut (Suchard). Wir liegen noch immer an derselben Stelle in der Schützengräben, Tag und Nacht ohne abgelöst zu werden. Die Infanterie dagegen wird jeden Abend abgelöst.

Die Flasche, die in der Kommode liegt, könnt ihr mir schicken ; es ist die Abbildung ein Andenken von Drei-Ähren. Füllt sie mit Schnaps, damit ich morgens bei der Kälte ais einen Schluck nehmen kann ; das ist sehr notwendig.

Ich habe den Vollbart stehen, man meint ich bin 30 Jahre alt. Ich bin jetzt im Feldwebel seinen Zug, ich schlafe bei ihm im Zelt. Ich habe auch zu Essen was er hat. Schickt die Flasche gleich und auch Schokolade“. (EK 6/11/1914)

Laisser un commentaire