1930 : An die ehemaligen Feldgrauen Elsässer

Die Aussage von Charles Hueber, Bürgermeister von Straßburg von 1929 bis 1935, über die patriotischen Feierlichkeiten im November 1918 stimmt nicht mit den militärischen Verlautbarungen überein, die von der nationalen und internationalen Presse übernommen wurden.

Um jegliche Feindseligkeiten zu vermeiden, fanden die Militärparaden vor der Demobilisierung der elsässisch-mosellanischen Feldgrauen am 1. Dezember 1918 statt.

Offiziell wurde das Elsass-Mosel-Gebiet im November 1918 « befreit ». Die 1914 zusammengetriebenen und inhaftierten Zivilisten sowie die Kriegsgefangenen schmachten jedoch noch immer in Lagern in Frankreich. Letztere wurden zu Zwangsarbeiten wie der Minenräumung verpflichtet. Die ersten Feldgrauen werden zu Weihnachten freigelassen, die anderen müssen warten.

Die neue Welt, Organ der elsässischen kommunistischen Partei (Kommunistische Partei-Opposition), erinnert 1930 an das Schicksal der elsässischen Feldgrauen. Auszug:

Ueber Hunderttausend feldgraue Elsaß-Lothringer haben den Befreiungsrummel anno 1918 nicht mitgemacht. Das war der Kerntrupp Elsaß-Lothringens. Viele Tausende schmachteten noch in französischen Gefangenenlagern. Frankreich hat die Haager Konvention verletzt, als es versuchte jene an der Front gefangenen Elsaß-Lothringer mit allen Mitteln zu Poilus zu machen. Auch jene waren noch nicht zurück. […] Ebenfalls blieben die elsaß-lothringischen Zivilinternierten lange noch in den Klauen des französischen Imperialismus. All diese Faktoren schalteten damals zwangsläufig aus: das Hungerplebiszit der Weiber, der siechen Männer, der Verrat der Peirotes-Sozialisten kann nie und nimmer als Ausdruck des Willens der Gesamtbevölkerung angesehen werden. Und nun können die französischen Chauvinisten seit 1918, sprechen in unserem Namen, im Namen der im deutschen Heere gedienten Elsaß-Lothringer und fälschen Geschichte, wenn sie behaupten, daß unter unserm feldgrauen Kittel ein französisches Herz schlug. Das ist bodenlose Lügerei. Es schlug weder ein deutsches noch ein französisches Herz in uns, sondern es hämmerte und pochte das Herz des armen Frontschweins, das sich nach Friede, Ruhe, Heimat und Familie sehnte. Wenn aber die französische These richtig wäre, dann wäre es eine doppelte Schmach für Frankreich, das die ehemaligen Feldgrauen systematisch mit aller erdenklichen Gemeinheit behandelt. Offiziell sind wir die Feldgrauen mit französischem Pulsschlag, praktisch sind und bleiben wir für sie die ehemaligen Boche-Soldaten.

Quelle Die Neue Welt – Straßburg – Gründer-Direktor Charles Hueber.

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