1915: Liebeslieder eines elsässischen Feldsoldaten

Während der Ruhepausen in den Schützengräben von Verdun schrieb F.B. bewegende Texte an seine Frau. Sie könnten am 11. November vor den elsässischen Kriegsdenkmälern vorgetragen werden.

Goldchen, mein Bräutchen, gut Nacht !

Halte hier sehnend die Wacht,

Träumest du vom kommenden Morgen

Fliehen dich Kummer und Sorgen,

Halte hier sehnend die Wacht,

Goldchen, mein Bräutchen, gut Nacht !

Goldchen mein Bräutchen, bleibt still !

Sind noch nicht ganz am den ziel,

Bin ja ein feldgrauer Streiter,

Muss es sein, so streit ich auch weiter.

Wie unser Herrgott es will.

Goldchen mein Bräutchen, bleibt still !

Goldchen, mein Bräutchen, wach auf !

Bald bricht der Morgen herauf :

Friede blüht wieder auf Auen,

Woll’n unser Königreich bauen !

Bald bricht der Morgen herauf :

Goldchen, mein Bräutchen, wach auf !

(Stellungswechsel ! Nach vorn)

Veilchen, liebstes Schnuffele,

Echte, blaue Veilchen !

Diese auch, ich sag es dir,

„Blühen erst ein Weilchen.“

Blühen einzig für dich,

Blühen blau im Märze,

Atme ihren Frühlingsduft,

Atme ihn, mein Herze.

Frühlingsanfangs ist ja heut,

Dass wirs nicht versäumen !

Sollst im zarten Veilchenduft,

Still ein wenig träumen.

Veilchenblaues Frühlingslied,

Kling in deinem Stübchen.

Sing von Hoffnung und von Glück

Dir, mein süsses Liebchen !

Und ich lass den Krieg im stich,

Komme auf ein Stündchen,

Rasche Hoffnung, rasches Glück,

Dir von deinem Mündchen.

Unter die Chaconne zu dir,

Setz ich mich ganz brave,

Doch dann küsst dich tausendmal

Dein Tyrann und – Sklave

(Feuerpause)

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