1675 : Colmar unter der Herrschaft von Turenne

Am 6. Januar 1675, nach der Schlacht von Türkheim, besetzten Turenne und seine Militärhorde Colmar und misshandelten die Einwohner.

Als die Deutschen über den Rhein zurückgegangen , kamen Januar. die 2 Regimenter Turenne und Bouillon hieher. Der Chevalier von Bouillon, ein Herr von 24 Jahren, logierte bey Herrn Lange, ließ den Soldaten allen Mutwillen zu, und als er den 22. febr. starb , und zu den Augustinern begraben wurde , geschah um 11 Uhr, da man ihn ins Grab senkte, ein so starker Donnerstreich, daß man meynte das Gewölb wolle einfallen und hörte man eine Salve , als wenn man mit Mousquets stöße.

Im Merz wurden 6 Glocken vom Münster, so auf 40 Centner geschäzt waren , um 1000 Reichsthaler nach Straßburg versetzt. Die Colmarer Pulvermühle bey der Hohenstegmühle zersprang und that großen Schaden.

Wurden von den Soldaten geschändete Weibspersonen Morgens tod auf den Gassen gefunden. Je mehr man über dergleichen Unfug klagte , je mehr wurden die Offiziers irritiert.

Die Capitaines der 2 in Colmar in Besagung liegenden Regimenter Bouillon und Turenne tarirten ihre Wirthe über die 6 Rationen fourage, noch an Geld und erpreßten von jedem täglich 2 , 3 bis 4 Reichsthaler , deren Exempel die Ober- und Unterleutnant nachfolgten ; auch muste man für die places mortes und absentes ein ansehnliches erlegen. Auch haben wir den königlichen Hospital noch allhier, und musten die Convalescenten in Wein , Brod und Fleisch, bis sie en etat de marche sind, unterhalten werden . Ferner muß die Stadt zur demolirung des Schloßes zu Horburg täglich 60 Mann geben.

Mai 1675 : Zog die ganze Armee von Turenne meistens durch und bey Colmar hin. Sie haben viele früchte verderbt. Obige 2 Regimenter sind 110 Tage hier gelegen. Es waren 32 Kompagnien und der Majorstab. Jeder, so einen Capitaine logierte, muste 6 Pferde und Diener erhalten, auch 135 Thaler für die Utensiles zahlen. Auch erpreßten die Ober- und Unter – Lieutenants viel Geld, die Soldaten und Sergeanten Hüte, Strümpfe, Hemden, Crabaten (cravates) u. s. w. Es starben vor Kummer bey 250 Personen.